Produktkonformität in Taiwan

Das dem taiwanesischen Wirtschaftsministerium (MOEA) unterstellte Bureau of Standards, Metrology and Inspection (BSMI) ist die öffentliche Stelle, die in Taiwan für die nationale Standardisierung und Produktkonformitätsbewertung zuständig ist. Einerseits entwickelt und veröffentlicht es die sogenannten National Standards of the Republic of China (CNS). Andererseits betreibt es das taiwanesische Konformitätsbewertungssystem und ergreift Wareninspektionsmaßnahmen gemäß dem Commodity Inspection Act.

Die CNS-Standards basieren größtenteils auf den Standards internationaler Standardisierungsorganisationen, etwa der International Standards Organization (ISO), der International Electrotechnical Commission (IEC) und der International Telecommunications Union (ITU).

Taiwan ist außerdem Mitglied der WTO und seine Standards müssen dem WTO-Übereinkommen über technische Handelshemmnisse (TBT) entsprechen.

Die BSMI-Zertifizierung ist ein System zur Konformitätsbewertung und Zertifizierung von Produkten, das bereits 1951 eingeführt wurde, um die Anwendung lokaler CNS-Normen und -Vorschriften zu fördern. Die wichtigste Rechtsgrundlage ist das Commodity Inspection Act.

Das BSMI überwacht Test- und Inspektionsmethoden für verschiedene Produktkategorien. Produktgruppen bzw. Produktaspekte im Geltungsbereich sind: elektromagnetische Verträglichkeit (EMV), Chemie, Polymere und Materialien, Elektro- und Maschinenbau. Insgesamt unterliegen über 1000 im chinesischen Handelsgesetzbuch (CCC) genannte Industrieprodukte der Inspektion. Die Prüfung von Waren kann nur vom BSMI selbst oder von ihm anerkannten Prüflaboren durchgeführt werden.

Im Hinblick auf die elektromagnetische Verträglichkeit hat das BSMI beispielsweise die „Vorschriften zur elektromagnetischen Verträglichkeit von Waren“ veröffentlicht, um die internationalen Anforderungen an die elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) zu erfüllen und Verbraucher besser vor verschiedenen Arten von Risiken zu schützen, die von Telekommunikations-, Elektro- und Elektronikprodukten ausgehen. Derzeit unterliegen über 250 Produkte der EMV-Prüfung.

Produkte, die der BSMI-Konformitätsbewertung unterliegen, müssen die Inspektionsanforderungen erfüllen, bevor sie nach Taiwan geliefert werden. Daher sollten lokale Hersteller oder Importeure dieser Produkte ihren Zertifizierungsprozess einleiten, bevor sie versendet oder importiert werden. Hersteller oder Importeure können zwischen drei Inspektionsansätzen wählen:

• Registrierung des Produktzertifizierungssystems (RPC)
• Chargenweise Inspektion (BBI) mit Typgenehmigung
• Konformitätserklärung (DOC)

Die Registrierung der Produktzertifizierung umfasst sowohl die Anforderungen an das Produktdesign als auch an das Qualitätsmanagementsystem. Dies bedeutet, dass nicht nur das Produkt selbst, sondern auch der Herstellungsprozess den BSMI-Anforderungen entsprechen muss, um den Zertifizierungsprozess zu bestehen. Dank des RPC-Zertifikats dürfen Hersteller ihr Produkt auf den Markt bringen und Importeure können eine Zollabfertigung erhalten.

Die Chargenprüfung ist recht kompliziert und zeitaufwändig und umfasst die Prüfung jeder einzelnen Charge importierter Produkte. Importeure oder Unternehmen, die Produkte in geringen Mengen auf dem Inlandsmarkt verkaufen, finden den BBI-Ansatz mit Typgenehmigung jedoch möglicherweise einfacher.

Die Konformitätserklärung (DoC) ist das am wenigsten restriktive Konformitätsbewertungsverfahren. Sie wird derzeit nur auf Produkte mit geringem Risiko angewendet, deren Herstellungstechnologie stabil ist und bei denen nur wenige Risiken oder Gefahren bestehen. Im Rahmen der DoC können Hersteller Tests durch von BSMI benannte Laboratorien durchführen lassen, ihre eigenen technischen Dokumente erstellen und das DoC-Formular selbst entwerfen. Das DoC-System deckt nur wenige Produktkategorien ab. Dabei handelt es sich meist um Produkte aus dem Bereich IKT-Geräte wie: Digitalkameras und Videokameras, Schreibmaschinen, Registrierkassen, elektronische Taschenrechner, Kartenstanzmaschinen, optische Datenträger, Datenspeichergeräte, aber auch Schläuche aus vulkanisiertem Gummi.

Vom Wirtschaftsministerium (MOEA) spezifizierte Produkte müssen den Inspektionsanforderungen entsprechen, bevor sie nach Taiwan geliefert werden. Hersteller oder Importeure dieser Produkte müssen vor dem Versand oder Import eine Inspektion bei BSMI beantragen. BSMI verfolgt einen zweigleisigen Ansatz, der es Herstellern oder Importeuren ermöglicht, zwischen dem „Registration of Product Certification“-Programm (RPC) und einer Batch-by-Batch-Inspektion (BBI) mit Typgenehmigung zu wählen.

Nach taiwanesischem Recht kann nur ein inländischer Hersteller oder eine Person, die andere mit der Herstellung der Produkte beauftragt, den Antrag auf die BSMI-Konformitätsbewertung einreichen. Bei importierten Produkten kann der Antragsteller ein Handelsvertreter oder ein Importeur mit Wohn- oder Geschäftssitz in Taiwan sein.

Das Produktzertifikat ist drei Jahre gültig, kann jedoch einmalig um weitere drei Jahre verlängert werden. Zur Verlängerung des Zertifikats ist nach der Verlängerung ein neuer Antrag erforderlich. Zur Aufrechterhaltung der Gültigkeit des Zertifikats ist eine jährliche Gebühr zu entrichten.

Im Juli 2013 veröffentlichte BSMI (CNS 15663) Leitlinien zur Reduzierung der beschränkten chemischen Stoffe in Elektro- und Elektronikgeräten (EEE), die die Grundlage für die RoHS-Umsetzung in Taiwan bilden. Die RoHS hat MCVs, die mit den RoHS der Europäischen Union (EU) kompatibel sind, deckt jedoch keine Phthalate ab (die in den EU-Vorschriften enthalten sind). Die maximalen Konzentrationswerte (MCV) wurden für sechs gefährliche Stoffe festgelegt, die in neun Arten von Elektro- und Elektronikgeräten vorkommen: Blei (Pb), Quecksilber (Hg), Cadmium (Cd), sechswertiges Chrom (Cr6+), polybromierte Biphenyle (PBB) und polybromierte Diphenylether (PBDE).

Gemäß dem RoHS-Standard müssen Lieferanten von Elektro- und Elektronikgeräten die Methoden CNS 15050 oder IEC 62321 anwenden, um auf diese gefährlichen Stoffe zu prüfen. Darüber hinaus ist die ordnungsgemäße Kennzeichnung des Produkts, der Verpackung, der Aufkleber und/oder der Handbücher für das Produkt erforderlich.

RoHS ist ein zusätzlicher Produktprüfstandard des BSMI für Importeure von Elektro- und Elektronikgeräten, der Sicherheitsvorschriften, elektromagnetische Verträglichkeit und entsprechende Tests ergänzt.

Die RoHS-Anforderungen für gelistete Produkte sind in den BSMI-Zertifizierungsprozess eingebunden, der erfordert, dass die im Produkt enthaltenen beschränkten gefährlichen Stoffe ermittelt werden. Das Unternehmen muss bestimmte Anforderungen erfüllen, wie zum Beispiel:

• Durchführung einer Konformitätsbewertung (durch das Registrierungssystem für Produktzertifizierung (RPC) oder das bauartgenehmigte Chargeninspektionssystem (TABI))
• Bestimmung der Menge gefährlicher Stoffe (gemäß Prüfverfahren CNS 15050 bzw. IEC 62321)
• Anbringen des Commodity Inspection Mark und des RoHS-Labels auf Verpackungen

Taiwan hat die National Communications Commission (NCC) eingerichtet, die hauptsächlich für Frequenzmanagement, Funkwellenerkennung, Netzwerkdomänennamen und Websites sowie den damit verbundenen internationalen Austausch und die damit verbundene internationale Zusammenarbeit zuständig ist. Für die Verbreitung und Verwendung von Kommunikations- und Informationsgeräten in Taiwan ist eine NCC-Zertifizierung erforderlich.

Die NCC-Funktypzulassung basiert auf den folgenden Regeln:

• Der Testvorgang wird nur von einem vom NCC zugelassenen Labor durchgeführt.
• Von NCC zugelassene CB stellt Typgenehmigungszertifikat aus.
• Nach der Zulassung sollte das NCC-Zertifizierungszeichen auf dem Produkt angebracht werden.
• Gegebenenfalls ist auch die Einhaltung der EMV-Vorschriften erforderlich.

Die taiwanesischen Vorschriften erfordern für die NCC-Zertifizierung einen lokalen Vertreter.

Von ausländischen Laboren erstellte Testberichte werden nicht akzeptiert, da sich die Mehrheit der vom NCC zugelassenen Testlabore im Land befindet (es sei denn, es bestehen Anerkennungsvereinbarungen).

Das NCC-Etikett sollte in geeigneter Position auf dem Gerätekörper angebracht oder gedruckt werden, mit einem angemessenen Seitenverhältnis und unter Beachtung des Klarheitsgrundsatzes (es gibt keine Maximal- oder Mindestgrößenanforderungen).

Das NCC-Zertifizierungszeichen muss zusammen mit der Prüfqualifikationsnummer gemäß den Vorschriften am Produkt angebracht werden.